In den letzten 20 Jahren war ich an verschiedenen Stellen in IT-Einführungsprojekten involviert. Zunächst als Datenanalyst im AI Umfeld, später als IT naher Consultant und Projektleiter, jetzt im Management in Steerings.
Um ehrlich zu sein: Mich wundert überhaupt nicht, dass knapp 50% der IT-Projekte laut verschiedener Quellen scheitern. Neben Themen rund um mangelnde Erwartungen, Ziele und schlechte Projektstruktur/ schlechtes Management werden hier immer wieder das “Unterschätzen der Komplexität” oder “falsche bzw. sich verändernde Anforderungen” als Faktor angesehen. Und wenn man hier noch eine Ebene tiefer geht, liegt es häufig an der mangelnden Zusammenarbeit von Fachbereichen und der IT.
Ein häufiges Beispiel ist an dieser Stelle der mangelnde Zugriff auf prozessrelevante Informationen, die aus anderen Systemen kommen. Beispiele sind hier wichtige Informationen für den Kundenservice (Bestell- und Kaufdaten, Produktempfehlungen), das Marketing (Onlineverhalten, Onlinekäufe, Filialinformationen, Beschwerden, u.ä.) oder den Vertrieb (Preisberechnung, Onlineverhalten des Kunden, Leadscoring und ähnliches).
Weniger erfolgreich sind Projekte oft auch aufgrund falscher Annahmen hinsichtlich der Verfügbarkeit oder Qualität der eigenen Daten oder dem Festhalten an gewachsenen Integrationsmechaniken.
Gerade im Falle von Multi-Cloud Projekten, die meist das Ziel eines 360 Grad Blicks auf den Kunden haben, ist das Thema Datenintegration das A und O. Sie möchten den Informationsgewinn aus dem Zusammenbringen von ERP, CRM, Shop, PIM, Finance und anderen Umsystemen ja nicht nur reporten und ansehen, sondern vor allem aktiv in den Prozessen nutzen.
Nun aber zu den Erfolgsfaktoren und zur Checkliste. Wenn sie ein erfolgreiches Multi-Cloud Projekt umsetzen möchten, sollten sie folgende Punkte berücksichtigen.
1. Richtige Organisation und Management
Die richtige Projektorganisation und Planung räumt ausreichend Platz und Zeit für die Definition der Projektziele aber auch der Zusammenarbeit ein. Auch wenn wir in den meisten Projekten in einem hybrid agilen Modus arbeiten, ist es nötig, eine Projektorganisation aufzubauen, die das Thema Systemarchitektur und Datenaustausch als wichtigen Aspekt berücksichtigt und sowohl die IT als auch die Fachabteilungen in das Projekt einbezieht.
Ein typischer Fehler in Projekten kann es sein, die IT erst mal ganz außen vor zu lassen (Shadow-IT Ansatz) und erst am Ende des Projekts sozusagen mit dem “Stecker” vor der IT Abteilung zu stehen. Dies hat schon zu einem “jähen Ende” eines ambitionierten Projektes geführt.
Manchmal ist die IT, das heißt Entwicklung, Architektur und Integration zwar Teil des Projektes, wurde aber als “eigener Stream” mit eigenem Teilprojektleiter in der Projektorganisation verankert und die Streams arbeiten nebeneinander her.
Auch dies ist suboptimal, da so einerseits dem IT Stream wichtiges Wissen über mögliche Use Cases fehlt und andererseits der Fachstream losgelöst von den technischen Gegebenheiten und Möglichkeiten Use Cases definiert.
Ein enges Verzahnen von Fach- und Technikwissen ist somit zentral für ein erfolgreiches Multi Cloud Projekt. Das bedeutet auch, dass alle relevanten Stakeholder aus IT wie auch aus den Fachabteilungen entsprechend die Zeit für die Mitarbeit und den Austausch im Projekt aufbringen sollten.
2. Systemarchitektur mit passendem Integrations-Werkzeug
In vielen unserer Projekte sind über die Jahre gewachsene Datenaustausche zwischen den Systemen implementiert, z.B. im Zusammenwirken von CRM, Marketing Automation Lösung, ERP, Finance, Shop, CMS bzw. Data Warehouse. Häufig über Point-To Point Integrationen, regelmäßige Filetransfers, oder Integrationswerkzeuge, häufig auch bunt gemischt.
Historisch gewachsen ist dies sicherlich nachvollziehbar und für einfache Architekturen und Prozessansprüche auch handhabbar. Der 360 Grad Blick auf den Kunden der auch für andere Prozesse zur Verfügung steht wurde hier jedoch meist nicht ermöglicht.
Datenaustausche in Multicloud-Installationen sollten unserer Erfahrung nach vor allem
- nachvollziehbar (gut dokumentiert),
- einfach wartbar (Monitoring und Fehlerhandling mit wenig Aufwand),
- robust (wenig fehleranfällig) und
- flexibel (einfach anpassbar bzw. erweiterbar) sein.
Dies ist durch die Nutzung von Integrationswerkzeugen auf englisch Platform-as-a-Service (iPaaS) gegeben. Die iPaaS Lösungen bieten bereits vorkonfigurierte Standardkonnektoren zu verschiedenen Systemen.
Wer sich hier noch weiter informieren möchte: Es gibt eine umfangreiche Landschaft an Integrationsplattformen aller Preisklassen (von Freetools wie Zapier bis hin zu Premiumlösungen wie Mulesoft am Markt.
Gartner listet und bewertet in seiner Matrix mehr als 20 Firmen, trustradius sogar mehr als 50 Firmen. Je nach Unternehmensgröße, ihrem Budget, den anzubindenden Systemen (Standard Konnektoren) sowie ihren Anforderungen an Datenlast, Dokumentation, Nutzerfreundlichkeit ist das eine oder andere System besser geeignet.
Im Sinne des nachhaltigen Erfolges ihres “Umbaus” zu einer Multi Cloud Plattform: Nehmen Sie sich die Zeit, stellen sie ihre gewachsene Integrationslandschaften auf den Prüfstand und ziehen sie die Nutzung einer IPaaS Plattform in Betracht.
3. Qualität und Verfügbarkeit der Daten
Um Daten migrieren bzw. integrieren zu können, muss es überhaupt möglich sein, diese entsprechend in gängigen Fileformaten zu extrahieren und auch wieder dem System zur Verfügung zu stellen (einzulesen). So banal dies klingt, dies ist bei vorhandenen “Branchenlösungen” nicht immer gegeben.
Des Weiteren sollten die die Qualität ihrer Daten beurteilen, die Daten sollten vollständig, dedupliziert, richtig, aktuell und über Identifier identifizierbar sein . Mehr dazu im Blogpost “Werden Sie wieder Herr über Ihre Daten!”.
Und es muss sichergestellt sein, dass diese auch nachhaltig dedupliziert, profiliert und gepflegt werden. Auch hier kann eine IPaaS Lösung von Nutzen sein. Sorgen Sie für nachhaltige Datenqualität, bevor sie noch ein System mehr anschließen.
4. Know How und Skills
Wenn es um ein neues Multi-Cloud Projekt geht, ist Know How im neuen System essenziell, aber nicht ausreichend. Wie sollen sie Daten aus einem System anbinden, wenn sie die Logiken dahinter nicht im Detail verstehen? Fundiertes Wissen zu den “Altsystemen” ist ebenso nötig, nicht nur, wenn es sich um Eigenentwicklungen handelt.
Für den Fall, dass sie das “Altsystem” nicht mehr wirklich im Detail verstehen, ist es wichtig dieses Know-How zu generieren. Entweder durch Einbezug ihres eigenen Dienstleisters oder ihrer Systemexperten. Falls dies nicht möglich ist, arbeiten wir auch gerne mit Partnern zusammen, die umfangreiche Erfahrungen mit den anzubindenden Systemen, wie ERP Branchenlösungen oder spezifischen Shopsystemen haben.
Folgende Abbildung fasst die oben benannten Erfolgsfaktoren zusammen:
Doch nun zur Checkliste: Eine Sammlung wichtiger Fragen die sie im Sinne des Projekterfolges ihres IT Integrationsprojektes beantworten sollten, haben wir ihnen ebenfalls zusammengestellt:
Sie sind nicht sicher, welche Lösung für Sie die richtige ist oder ob sie ihr Multi-Cloud-Projekt richtig angehen?
Buchen sie gerne eine “Sprechstunde” bei unserem Experten Michael Frohn oder schildern Sie uns Ihre Problematik via E-Mail und wir kommen auf Sie zurück!
Ich hoffe, Sie konnten ein paar neue Aspekte aufnehmen und freue mich auf Anmerkungen und Ergänzungen!